Weihnachten etwas zeitiger

Und wieder einmal ist es kurz vor Weihnachten. Nachdem das Editorial der letzten Weihnachtsausgabe so gut ankam, haben wir auch in diesem Jahr eine moderne Weihnachtsgeschichte gefunden, über die es sich im Editorial von „Unser Schaufenster“ zu berichten lohnt.

Liebe Leserinnen und Leser,

Erinnern Sie sich noch an die Weihnachtsausgabe unseres Schaufensters aus dem vergangenen Jahr? Damals erzählte ich Ihnen von der 8-jährigen Virginia O’Hanlon aus New York und ihrer Frage, ob es den Weihnachtsmann wirklich gäbe. Nun ist es schon wieder beinahe Weihnachten und damit Zeit für eine weitere Geschichte. Unsere diesjährige Geschichte hat sich ebenfalls tatsächlich so zugetragen, nämlich im Jahr 1958 in einem kleinen Dörfchen in der Schweiz. Wann feiert man eigentlich Weihnachten? Am 24. oder 25. Dezember? Seit ich diese Geschichte gehört habe, bin ich mir da gar nicht mehr so sicher.

Ihren Anfag nimmt die Geschichte im Sommer des Jahres 1958 im eher beschaulichen Schweizer Jura. Das Dörfchen ist klein, ein paar Häuser, zwei, drei Wirtschaften, ein Bäcker – eben ein typisches Juradorf. Dort lebte mit ihrer Familie ein kleines Mädchen namens Janine, ebenfalls wie Virginia O’Hanlon 8 Jahre alt. Janine war ein fröhliches Mädchen, in besagtem Sommer jedoch begann sie zu kränkeln und wurde von Tag zu Tag müder und apathischer. Ein Besuch in der Berner Universitätsklinik im September brachte die traurige Wahrheit an den Tag: Janine litt unter Leukämie, eine Blutkrankheit, gegen die es damals wie heute kein Heilmittel gab. Der Professor gab Janine noch maximal zwei Monate zu leben und den verzweifelten Eltern dazu den Rat, Janine die ihr verbleibende Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Folgerichtig beschlossen die Eltern, Janine ihren größten Wunsch zu erfüllen. Zu aller Erstaunen war das Einzige, was Janine sich wünschte, noch einmal Weihnachten feiern zu können. Ein schier unmöglicher Wunsch eingedenk ihrer Lebenserwartung.

Dennoch beschlossen die Eltern, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um Janine ihren Wunsch zu erfüllen. In Ihrer Verzweiflung vertrauten Sie sich dem Lehrer des Ortes an und kamen gemeinsam mit ihm auf die Idee, Weihnachten diesmal einfach auf den zweiten Dezember vorzuverlegen. Und alle, wirklich alle Bewohner des Dorfes machten mit. Der Bäcker begann sofort damit, Lebkuchen zu backen, die Schulkinder fingen an, Baumschmuck zu basteln, im Ort setzten überall die Weihnachtsvorbereitungen ein. Selbst der Pfarrer gab der ganzen Sache seinen Segen.

Das blieb natürlich auch Janine, die ein gescheites Mädchen war, nicht verborgen, also fragte sie ihren Vater, was es denn damit auf sich habe. Der Vater erklärte ihr, in diesem Jahr sei es mit Weihnachten so wie mit Ostern, das ja auch nicht immer am gleichen Datum gefeiert würde, in diesem Jahr sei Weihnachten eben am zweiten Dezember und alles habe seine Ordnung.

Es wurde ein wunderschönes Weihnachtsfest an diesem zweiten Dezember. Ein Weihnachten wie in all den Jahren zuvor, ein Weihnachten, als wäre alles so wie immer. Sternsinger kamen, Geschenke wurden verteilt und es breitete sich eine friedvolle Stimmung aus. Zwei Tage später starb Janine an ihrer schweren Krankheit. Und in diesem kleinen Juradorf wurde im Jahr 1958 am 24. Dezember nicht mehr Weihnachten gefeiert.

Ich wünsche Ihnen ebenfalls ein friedvolles Weihnachtsfest, ganz gleich, an welchem Datum auch immer Sie es feiern werden. Besinnlich soll es sein, jedoch nicht sinnfrei, in jedem Falle aber fröhlich und mit der nötigen Muße. Ich freue mich auf ein weiteres Jahr mit Ihnen als Lesern.

Herzlichst, Ihr André R. Kohl

Details
Titel: Weihnachtsausgabe Unser Schaufenster 2007
Autor: André R. Kohl
Kunde: Schülingkamp Productions

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